HomeschoolingIm Homeschooling hat die 4A Reportagen über die aktuelle Situation verfasst. Ein besonders gelungener Text stammt von Lilith Paulick.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Corona-Krise hat mein Leben verändert. Nichts ist mehr so wie früher, dafür ist jeder Tag gleich.

„Hast du dir die Hände gewaschen?“, ruft mir meine Mutter aus dem Wohnzimmer zu, während ich mir die Schuhe ausziehe. Immer dieselbe Frage. Ich komme gerade von meinem täglichen Spaziergang zurück. Diese Runde, die ich jeden Tag durch den Park gehe, ist das Highlight des Tages. An einem normalen Tag vor „Corona“ wäre es der Tiefpunkt der ganzen Woche gewesen.

Ich trotte zum Badezimmer. „Bin schon dabei!“, brülle ich wie immer zurück. Gleich werde ich mir von meinem Bruder anhören können, dass er sich bei dem Lärm nicht auf das Mathebeispiel konzentrieren könne. Zu viert eingesperrt zu sein, halte ich langsam, aber sicher nicht mehr aus.

Jeden Tag höre ich das Klappern der Computertastatur von meiner Mutter, die lauten Telefonate von meinem Vater. Und natürlich meinen Bruder, der sich über alles beschwert, was ich tue. Nur um sich bei unseren Eltern einzuschleimen. Gut, um fair zu sein: Ich rege mich auch viel über ihn auf. Josef, mein Schulkollege, meint, dass ich mich glücklich schätzen soll mit einem Bruder, denn er hat drei. Meine beste Freundin, das Einzelkind, langweilt sich dafür zu Tode.

Ich sitze in der Mitte meines Zimmers auf dem Boden. Mit meinem Laptop auf dem Schoß und Zetteln um mich herum, um Arbeitsaufträge von der Schule abzuarbeiten. An meinem Schreibtisch zu lernen ist nicht vorstellbar. Er ist so vollgeräumt mit allerlei Schulbüchern, Heften und Mappen, dass man nur an den Beinen erkennen kann, dass hier ein Tisch sein dürfte.

Am Abend telefoniere ich oft mit meinen Freunden, manchmal rufe ich meine Großeltern an. Meine Oma meint, ich soll zu kochen beginnen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass meine Frisörkünste besser sind als meine Kochfähigkeiten. Meine Oma weiß auch noch nicht, dass ich mir aus Langeweile wieder die Haare gefärbt habe.

„Ich bin mir bewusst, dass es mir sehr gut geht, weil ich mir keine Sorgen um meinen Arbeitsplatz machen muss. Trotzdem vermisse ich mein normales Leben. Ich finde die Vereinbarkeit von Homeoffice und Homeschooling schwierig“, meint meine Mutter. Mein Vater wiederum spricht nur über Balkendiagramme, Kurvengraphiken und den Replikationsfaktor. - Ich glaube, ich sollte meinen zweiten täglichen Spaziergang machen.