Geisteswissenschaften und Religion
Kulturreise der 7A nach Prag
Reisetagebuch von Marie Eder
Tag I: Mittwoch, 13.02.2019
Heute war der erste Tag unserer Pragschulreise. Wegen unserem etwas ambitioniert gewählten Treffpunkt um 6:20 am Hauptbahnhof startete mein Tag zwei Stunden früher als gewöhnlich. So ging schon um 6:40 ein Ruck durch den Zugwagon, das unvergleichliche Gefühl der Beginn einer Reise, und wir fuhren los in Richtung der tschechischen Hauptstadt.
Nach einer Zugfahrt voller fast gelungenen Songcovers, ein paar sehr unterhaltsamen Runden five seconds und viel Geplauder kamen wir drei Stunden später am Prager Bahnhof Hlavní nádrazí an. Zuerst ging es zu unserem Hotel, das sehr zentral in der Prager Neustadt liegt.
Nach unserer Mittagspause begann unser erster Programmpunkt: eine Führung durch den jüdischen Stadtteil Prags, genannt Josefov, in dem noch einige Synagogen erhalten sind. Lenka, unsere Führerin erzählte uns viel über die jüdische Geschichte Prags und über die jüdischen Bräuche und Feiertage in den Synagogen und auf dem alten jüdischen Friedhof, die Nachts an der steinernen Berücke auf einmal viel wirklicher erscheinen ließen. Wir besuchten auch die Pinkas-Synagoge, in der alle Wände mit den von den Nationalsozialisten ermordeten Juden Tschechiens vollgeschrieben waren. Die überwältigende Menge an Namen machte die siebenstellige Zahl, die man in der Schule lernt greifbar und mir wurde aufs Neue bewusst, dass jede Ziffer und jeder dieser Namen für einen Menschen steht. Architektonisch fand ich die spanische Synagoge besonders eindrucksvoll.
Tag II: Donnerstag, 14.02.2019
Durch einige wertvolle Stunden Schlaf und ein reichhaltiges Frühstück gestärkt, war unsere Motivation heute Morgen spürbar höher als gestern, als wir uns um 9:15 für den Ausflug mit Frau Prof. Eisner ins Kafka Museum trafen. Wir gingen zuerst durch die Stadt und über die Karlsbrücke, da das Museum auf der Burgseite der Moldau liegt. Es überraschte und beeindruckte mich, in welchem großen Gebiet der Stadt die Häuser beinahe durchgehend Altbauten sind und wie viele Epochen hier dicht gedrängt nebeneinanderstehen.
Das Kafka Museum war sehr gut aufbereitet und modern hergerichtet. Es war nach seinem Lebensweg aufgebaut, auf dem man die diversen Originalmanuskripte und Briefe ausgestellt waren und Kafkas damalige Lebensumstände beschrieben wurden. Es waren auch einige seiner Zeichnungen ausgestellt.
In der Mittagspause ernährten wir uns ganz ausgewogen (Baumkuchen und Braterdäpfel). Um eins trafen wir uns wieder, um einen Hügel hinaufzugehen, von dem man einen großartigen Blick über die Stadt hatte, und um dort Lenka zu treffen. Sie zeigte uns heute Hradschin, das Stadtviertel rund um die Prager Burg, und schließlich die Prager Burg selbst. In diesem Viertel gibt es viele Palais des katholischen Gegenreformationsstils, die entsprechend prunkvoll und protzig sind.
In der Burg besichtigten wir zunächst den Veitsdom, in den die tiefstehende Sonne durch die bunten Fenster hineinschien und ein ganz eigenes Licht erzeugte. Hier erfuhren wir viel über die böhmischen Könige, über die Hussitenkriege und über tschechernde tschechische Politiker. Ich glaube ich war nicht die Einzige, die Letzteres am interessantesten fand. Bevor wir die tatsächliche Burg besichtigten, schauten wir noch in die Sankt Georgskapelle, eine wunderschöne, original erhaltene romanische Kirche, die ein Kontrast zu den Prachtbauten davor bildete.
Die Gemächer der Burg selbst werden wie in Wien in der Hofburg als Arbeitsräume des Bundespräsidenten genutzt, trotzdem ist einiges für Besucher zugänglich. Wir gingen in einen Prunksaal, der immer noch für Staatsempfänge usw. genutzt wird, die restliche Zeit aber nicht beheizt wird und daher unangenehm kühl ist. Seine Decke war mit einer spektakulären Kreuzrippenkonstruktion verziert, von der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie statisch das ganze Gewicht der Saaldecke tragen kann. Höhepunkt der Führung war das Fenster durch das beim zweiten Prager Fenstersturz die kaiserlichen Beamten gestürzt wurden.
Nach einem Abstecher ins goldene Gässchen machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel, wobei wir noch einige historische Stationen für unsere Referate abklapperten, unter anderem den Altstädter Ring.
Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel gingen wir zum Abendessen in eine Pizzeria. Dann ließen den Tag mit Billard und Tischfußball im Gemeinschaftsraum des Hotels ausklingen.
Tag III: Freitag, 15.02.2019
Heute Vormittag stand die literarische Führung durch Prag am Programm. Unser Guide war diesmal ein Mann namens Petr. Er zeigte uns viele Orte, an denen die Prager Schriftsteller, die wir in der Schule durchgemacht haben, gewirkt haben, wie beispielsweise das Café Arco, in dem sich von Kafka und Brod bis Werfel alle Schriftsteller der Jahrhundertwende getroffen haben und wo viele Werke der Prager Literatur entstanden sind.
Nach einer kurzen Pause, in der wir uns vom Billa etwas zu Essen holen konnten (die billigste Semmel, die ich je gegessen habe), gingen wir wieder einige Referatsstationen ab und kamen recht früh ins Hotel zurück, da wir ja musikalisches Abendprogramm hatten und sich manche (eigentlich die meisten) dafür rausputzen wollten.
Die Musik der Oper „Das schlaue Füchslein“ war ganz anders. Ich mochte den Stil Janaceks, wobei ich wie bei jeder Oper die instrumentalen Teile, bei denen nicht gesungen wurde, am schönsten fand. Obwohl wir davor ein Referat über die Handlung der Oper gehört hatten, war es nicht ganz einfach die Geschichte nachzuverfolgen, weil die englischen Übertitel in einer sehr poetischen, alten Sprache waren.
Nach der Vorstellung gingen wir zusammen in ein Gasthaus, dessen Küche Herr Prof. Schwarz im Vorfeld als „solide“ beschrieben hatte. Mein Gulasch schmeckte jedenfalls gegen jede Erwartung sehr gut und wir hatten viele unterhaltsame Diskussionen, vom Gewaltpotential von Mario Kart bis hin zu Gendern und dem Alter von gewissen Lehrer*innen.
Tag IV: Samstag, 16.02.2019
Heute gab es keine Programmpunkte mehr, deshalb ging ich mit Laura und Laura vor dem Auschecken um 10:00 noch spazieren. Nachdem wir unser Zimmer zurückgegeben hatten, brachen wir erneut auf, um noch ein paar Ecken von Prag zu erkunden, die wir noch nicht gesehen hatten. Ich kaufte uns dreien noch einen Abschlussbaumkuchen und dann war es auch schon Aufbruchszeit.
Es war eine wundervolle Reise voller neuer Erfahrungen und schöner Zeit zusammen mit der ganzen Klasse. Ich hoffe, ich werde bald nach Prag zurückkehren, weil ich noch längst nicht alles gesehen habe und es kaum einen besseren Ort gibt, um einfach nur herumzugehen und schöne Plätze zu suchen.